Studienabbruch während Diplomarbeit?
Hallo Leute,
ich stehe grad vor einer sehr schweren Entscheidung und hoffe ihr könnt mir ein paar Tipps geben.
Ich bin Mitte 20, studiere BWL auf Diplom in Greifswald und stehe kurz vor meinem Abschluss. Ich müsste nur noch die Diplomarbeit schreiben. Bisher habe ich jede Klausur beim ersten Versuch bestanden. Im letzten halben Jahr habe ich meinen jetzt verstorbenen Vater gepflegt und fühle mich völlig rausgerissen aus der Uni.
Nun überlege ich, ob ich das Studium abbrechen sollte. Warum wird sich wahrscheinlich jeder von euch fragen?
Werde ich wie von mir geschätzt abschließen, werde ich wohl ein Diplom mit 2,9 oder 3,0 erhalten. Meine Schwerpunkte sind nicht aufeinander abgestimmt und leider sehr praxisfern. Ich habe
öffentliche Finanzen (Theorie wie man Steuern und Sozialsysteme gestalten kann/sollte), Unternehmensgründung- und Nachfolge (Der Name täuscht, inhaltlich wurden Modelle zur Standort- und Netzwerkplanung behandelt)(Das der Name nicht zum Inhalt passt ist auch so ein Problem) und internationales Finanzmanagement als Schwerpunkte gewählt.
Während des Studiums habe ich ein sechswöchiges Praktikum bei einer Sparkasse und ein sechsmonatiges bei einem Automobilzulieferer absolviert. Beide waren leider nicht sehr anspruchsvoll. Ich habe ein Business-Englisch-Zertifikat und eine Einführung in SAP.
Generell fühle ich mich schlecht ausgebildet und für einen Berufseinstieg zu kaum mehr als einer Sacharbeitertätigkeit fähig. Ich kann mir zwar neue Themen und Fähigkeiten schnell aneignen, bringe aber wenig mit, um mich bei Unternehmen im Bewerbungsprozess zu profilieren. Ich kann ja schlecht sagen "Noch kann ich nichts, aber wenn Sie mich einarbeiten bin ich super". Da nun aber viele andere Forenmitglieder mit besseren Abschlüssen und ausgerichtetem Studium hier im Forum schon von ihren Problemen bei der Jobsuche berichteten, frage ich mich, ob ich überhaupt Chanchen habe?
Die Alternative wäre der Studienabbruch und der Beginn einer Ausbildung. In Berlin gibt es zum Beispiel auf 18 Monate verkürzte Ausbildungen für Studienabbrecher. Das bedeutet natürlich, während der Ausbildung keinen Heller übrig haben und nach der Ausbildung wahrscheinlich auch nicht mehr als 2000?. Bedenkt man, dass ich noch 10.000? BaföG zurückzahlen muss, heißt das kaum mehr als ALGII für ca. 10 Jahre.
Den Abbruch erwäge ich, da ich dann während der Ausbildung noch BAB beantragen könnte und so einigermaßen die Kosten decken kann. Mache ich den Abschluss, bekomme ich keinerlei Förderung mehr, da ich auf dem Papier ja super Qualifiziert bin.
Aussichten auf seriöse Trainee-Stellen habe ich mit meinem Profil wahrscheinlich auch sehr schlechte und durch mangelnde Kenntnisse auch Angst im Unternehmen zu versagen, sollte ich eine Stelle bekommen.
Findet ihr, ich sollte den Abschluss machen und Gefahr laufen, danach lange Arbeitslos zu sein, oder jetzt die Reißleine ziehen und in den sauren Apfel beißen?
Hat man als 25-jähriger überhaupt Chancen auf dem Ausbildungsmarkt? Und findet man mit dem Bruch im Lebenslauf danach überhaupt eine Stelle?
Kann man sich als Absolvent auch auf Stellen bewerben, die nur eine Ausbildung erfordern? Ich meine ich habe keinerlei Praxiserfahrung.
Wie kann man sich nach dem Studium noch weiterbilden, um die Defizite auszugleichen? Praktika machen, hört sich leichter an als getan. In Zeiten von Fair Company geht das als Absolvent eh nicht so einfach und außerdem möchte das alles bezahlt werden.
Ich weiß leider nicht weiter. Beide Punkte haben für und wieder. Ich weiß, dass ich mich selbst in diese Situation gebracht habe. Ich bin im Moment nur unglücklich! Ich habe die Diplomarbeit bereits angemeldet und sollte an ihr arbeiten. Ich glaube ich kann diese Arbeit auch bestehen (Sicher kann man sich nie sein). Leider kann ich mich aufgrund der oben beschriebenen Problematik kaum konzentrieren und suche stundenlang nach Jobangeboten für Absolventen, deren Anforderungen ich erfüllen kann, was wenig genug sind.
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